Donnerstag, 25. Januar 2018

Das Leben in den Wechseljahren


Genau ein Jahr ist es mittlerweile schon her, dass ich meine Eierstöcke komplett rausbekommen habe und durch den Hormonverlust sofort in die künstlichen Wechseljahre gefallen bin. 


Ja es hat sich niemand verlesen, da steht 'Wechseljahre'!


Vor der OP haben meine Ärzte mir dringend davon abgeraten Dr Google zu fragen, was der Verlust der Eierstöcke für mich bedeuten würde. Aber so neugierig wie ich bin, war das erste was ich abends im Bett getan habe, Dr Google zu fragen. 'Leben ohne Eierstöcke' waren die Worte mit denen ich die Suchleiste füllte und dann kamen auch schon direkt mehrere Ergebnisse. 

Ich klickte auf drei Foren und las über depressive Frauen, welche diese Erfahrung als 'die Hölle' bezeichneten. Deren Ehen zerbrachen und dessen Leben nur noch Horror war. ...Okay ich schaute weiter aber die Erfahrungsberichte ähnelten sich alle sehr.

Mit dem letzten Funken Optimismus den ich noch hatte, setzte ich die Suche fort. Den Suchbegriff allerdings ergänzte ich mit den Worten 'positive Erfahrungen'. Es kam ein einziger Blog Eintrag von einem Mädel nicht sehr viel älter als ich. Sie sprach von anpassen und selber heraus finden wie man am besten damit umgeht. Und genau das hab ich mir dann auch vorgenommen. 


Warum ich davon jetzt erzähle, der Grund ist der: diese Stelle in meinem Leben hat mich dazu gebracht , alles öffentlich zu teilen. 

Man bekommt eine echt krasse Diagnose und wird nur noch mehr entmutigt, von Frauen die ihren Frust im Internet ablassen. 

Zum Glück sind die Menschen alle unterschiedlich und haben auch alle unterschiedliche Empfindungen. 


Ich fange erstmal mit einer Liste der Nebenwirkungen an, welche meistens auftreten und arbeite sie nach und nach ab.





Schwindel, Migräne und Übelkeit 


Über Schwindel Migräne und Übelkeit musste ich mich zum Glück davor schon nie groß beklagen. Direkt nach der OP war mir echt extrem schlecht und obwohl ich nie ein Problem mit dem Geruch von Rauch hatte, hätte ich mich bei dem Geruch direkt übergeben können. Kopfschmerzen und Übelkeit waren da eher die kleineren Übel allerdings hat sich das dann auch alles wieder komplett gelegt. 



Trockene Schleimhäute  & trockene Haut 


Gut wer meine 'Oma-Hände' kennt, der weis, dass ich einfach auch schon immer zu trockener Haut vor allem trockenen Händen geneigt habe, das eincremen nach dem Duschen gehört jetzt einfach mehr zur Routine.



Schweißausbrüche


Oh ja die habe ich, mal mehr und mal weniger. Manchmal steh ich bei uns im Laden und Wedel mit meinem Pullover bisschen Wind in den Ausschnitt. Wenn die Leute mich  dann anschauen kommentiere ich diese Handlung nur mit einem kurzen 'die Wechseljahre' und schmunzle. Die Leute lachen immer und denken es war ein kleiner Scherz. Also ihr seht, ich nehme es mit Humor :)



Stimmungsschwankungen


Die Stimmungsschwankungen... ein Thema mit dem viele Frauen vor allem auch unter Hormonzugabe zu kämpfen haben. Mädels ihr kennt das, ihr seid schlecht drauf und die Welt geht unter doch warum genau wisst ihr selber nicht. Genau so geht es mir manchmal auch.



Schlaflosigkeit 


Bei dem Thema wird bestimmt der/die Ein oder Andere schmunzeln. Denn wer mich kennt weis, dass ich auch mal den ganzen Tag verschlafen könnte. Eine Kleinigkeit hat sich allerdings doch geändert. Anstatt bis 13.00 Uhr kann ich mittlerweile nur noch bis 10.00 Uhr schlafen wenn ich mal den Luxus des schweigenden Weckers genießen darf.



Knochendichte und Muskelmasse nehmen ab


Who knows? Ehrlich gesagt kann ich zu dem Thema wenig sagen, ich hatte zwar vor der ganzen Geschichte 15 Kilo weniger auf den Rippen und durfte nach dem 4 wöchigen Krankenhausaufenthalt erstmal wieder meine Beinmuskeln so  trainieren, dass laufen wieder möglich ist. Das wars aber ganz ehrlich gesagt auch seit dem mit dem großen Muskeln trainieren. Das Abnehmen fällt mir seit dem schwerer, vielleicht liegt es aber auch einfach nur an meiner Leidenschaft zu essen, welche durch den geringeren Tagesbedarf an Kalorien nicht gerade vorteilhaft ist. 

Das mit der Knochendichte stimmt allerdings. Ich habe meine Hormonkur für 6 Wochen mal aufs Eis gelegt und mein Arzt hat mir geraten langsam wieder damit anzufangen sonst würde es sich negativ auf die Knochen auswirken...



Sinneswahrnehmung und Empfindungen (Depressionen)


Ich bin super sensibel geworden. Witze auf meine Kosten auf die ich früher noch eins drauf gelegt habe, werden mittlerweile eher weg gelächelt bzw. berühren sie mich  einfach viel mehr als damals. Früher konnte es für mich nie zu viel des Guten sein. Ich hatte immer gerne viele Menschen um mich rum, war gerne und immer unterwegs und eine laute Akustik war für mich auch nie ein Problem. Mittlerweile merke ich, dass ich mich gerne auch mal fein aus der Atmosphäre ziehe und einfach mal die Stille alleine auf dem Balkon oder sonst wo genieße. 

Ich merke, dass mir Abende zuhause auch mal gut tun und das ich am Wochenende doch  einen gemütlichen Abend mit Freunden vorziehe als immer On-Tour zu sein.

Ich beobachte mehr von außen und hinterfrage vieles, was sonst einfach hingenommen wurde. Alles in allem bin ich doch ruhiger geworden, was aber nicht heißt, dass man mich abends gar nicht mehr draußen sieht :)



Und zuletzt ...

Sexuelles Verlangen und die Lust lassen nach


Ehem ja, auch wenn das Thema ziemlich privat ist, möchte ich diesen Punkt trotzdem niemanden vorbehalten. Ich kann es nicht leugnen, dass sich da was verändert hat. Allerdings finde ich, ist das eher eine Einstellungssache bzw. ein Thema was generell viel über die Psyche geht. Wenn das Thema mal zur Sprache kommt, sage ich gerne den Satz 'es ist ein Fluch und ein Segen gleichzeitig'. Den Trieb bzw. die Lust die einen zu sexuellen Handlungen verleiten existieren bei mir vergleichsweise zu anderen nicht mehr in dem Ausmaß. Allerdings sind die Empfindungen dabei immer noch die selben. 





Ihr wisst nicht wie amüsant es ist, wenn man sich mit den Freundinnen von der eigenen Mama darüber austauschen kann und die Mutter nur neben dran steht und nicht mitreden kann. Genau so wie bei den Müttern der eigenen Freunde.  


Ich bin zwar jetzt mein Leben abhängig von Ersatzhormonen, welche mein Leben so normal wie möglich gestalten und sehr vielen Nebenwirkungen entgegen wirken. Aber es gibt eindeutig schlimmeres. 

Und falls jemanden dieser Eingriff bevorsteht, macht euch bitte nicht so viele Gedanken davor und lasst es einfach alles auf euch zu kommen.

Man kann sich auch viel einreden bzw auch schon mit einer negativen Einstellung ran gehen, doch ob es wirklich so negativ im Nachhinein ist, merkt man dann meistens gar nicht. 


Und an alle Mädels, Kopf hoch, so schlimm wird es nicht ;D