Montag, 6. August 2018

Die Folgen ... Depressionen

So ein Jahr ist jetzt vergangen und ich kann mich noch daran erinnern als ob es gestern gewesen wäre. Die letzte Chemotherapie war eine Befreiung von all der Routine und all den Gedanken die sich rund um die Krankheit drehten... dachte ich zumindest!

Während ich hier gemütlich auf Fuerteventura auf meinem Balkon sitze und genüsslich das schöne Wetter und den Blick aufs Meer genieße empfinde ich nichts als pures Glück. 
Doch der Weg zu dieser Zufriedenheit und diesem unbelasteten Gemütszustand war ein langer Weg, von dem ich damals noch keine Ahnung hatte. 

Während ich damals noch dachte endlich frei von allem zu sein, hatte ich eins total vergessen. Ich hatte Zeit. Ich hatte sehr viel Zeit. Zeit in der ich mir das erste mal so richtig Gedanken machen konnte und dann erst wirklich begriff was ich das letzte halbe Jahr alles überhaupt durch gemacht und geschafft habe. 
Während ich in der Zeit des Krankenhauses und der Chemo einfach nur funktioniert habe wie ein ferngesteuerter Roboter und all meine Kraft dafür verwendet habe die Ausbildung und das Fachabi zu meistern, habe ich keine Zeit zum großen Nachdenken gehabt. 
(Beziehungsweise  konnte ich es mir auch einfach nicht leisten.)

Nach den Prüfungen kam der Umzug und meine Gedanken drehten sich nur um das Einrichten und um das Stück Freiheit welches der Umzug mit sich brachte. 
Ich genoß mein Leben wieder in vollen Zügen und das Thema blieb immer im Hintergrund.
Anfang Oktober saß ich bei einem gemütlichen Kaffeetrinken  mit einer Freundin zusammen und wir redeten und ließen alles Revue  passieren. 
Es war das erste Mal, dass das Thema in den Vordergrund rückte und ich bekam bei dem Gespräch einen riesen Kloß im Hals. 

Ja...da saß ich nun. Ich, die immer dachte das ganze ohne Probleme zu meistern und Anderen Mut und Kraft schenken zu können. 
Und wurde gerade von meiner eigenen Geschichte überrollt. 
Dieser Tag würde kommen, das wusste ich. Aber was er in mir auslöste habe ich total unterschätzt.
Ich wurde leiser, schlief sehr viel und war traurig. Dieses Gefühl von Leere was mich seit dem begleitete war unerträglich. Ich zog mich zurück. War lieber alleine. Ich lag abends im Bett und weinte. Und dann weinte ich noch mehr, weil ich doch eigentlich stark sein wollte. Stark für mich und für alle Anderen auch! 
Es vergingen Wochen und mein Zustand wurde nicht besser. Ich versuchte mich abzulenken doch es funktionierte nicht. Wie gelähmt lag ich in meinem Bett und kam nicht mehr raus. Der Gedanke an die Arbeit fraß mich manchmal so sehr auf, dass ich teilweise gezwungen war kurzfristig abzusagen. 
Ich fühlte mich alleine obwohl ich das niemals war. 
Wenn ich arbeiten war hatte ich keine andere Wahl. Ich musste vergessen und wenigstens für paar Stunden so tun als ob es mir gut ginge.
Nach der Arbeit blieb ich noch Stunden da weil der Gedanke an die Einsamkeit die mich zuhause erwartete unerträglich war. 
Der Weg nach Hause war leise. Ich hörte nicht mal mehr Musik im Auto. Auf meinem Parkplatz angekommen war ich zu kraftlos um in die Wohnung hoch zu gehen und blieb minutenlang sitzen. Im kalten Auto ohne Musik. Aus einer Zigarette wurden zwei ... drei... vier. 
Ich dachte wieder nach, und das viel zu viel. 
Es waren Gedanken die mich innerlich auffrassen und ich konnte einfach nicht mehr aufhören! 
Während alle friedlich in ihren Betten schlummerten stellte ich die ganze Existenz in frage und kam einfach nicht mehr da raus. 

Wenn ich mit Freunden weg war, fühlte ich mich nicht anwesend. Das Geschehen um mich herum war wie ein Film der abgespielt  wurde und ich hatte einfach keine Chance mehr mitzuspielen. 
Das ganze zog sich zwei Monate bis ich irgendwann im Auto saß und weinend einen Freund angerufen habe weil ich Angst hatte mir was anzutun. 
Wie gerne hätte ich es selber daraus geschafft, doch ich war zu schwach. 
Wir fuhren durch die Nacht und redeten viel. Ich erzählte ihm alles und er sprach auf mich ein. Es flossen Tränen ohne Ende und ich erkannte in der Nacht, dass ich professionelle Hilfe brauchte. 

Immer noch bin ich umgeben von super Ärzten und so hatte ich das Glück schnell eine passende Psychotherapeutin zu bekommen. 
Mir viel es schwer einem fremden Menschen Zugang zu meinen Gedanken zu verschaffen. 
Die ersten Stunden waren schwierig, und die Therapie sehr tränenreich. Doch nach und nach hatte ich ein Gefühl von Erleichterung und die Themen wurden angenehmer. Ich konnte entscheiden ob ich  die Vergangenheit aufarbeiten wollte oder an aktuellen Problemen arbeiten möchte. 
Wir redeten nicht nur über Probleme sondern machten uns ebenfalls Gedanken über meine Zukunft und über Problemlösungen. 
Irgendwann ging ich gerne zur Therapie. 
Ich konnte es kaum abwarten meine Lasten von der Seele zu reden und ich merkte Stück für Stück wie ich wieder am Leben teil nahm.
Wie meine Unbeschwertheit wieder zurück kam und wie ich Stück Für Stück wieder das Leben zu schätzen lernte.

Mittlerweile ist die Therapie pausiert und meine Therapeutin hat den Fuerteventura Aufenthalt mit einem guten Gewissen abgesegnet. Auf der anderen Seite denke ich, vielleicht gehörte diese Reise auch zu meiner Therapie dazu. 
Raus zu kommen und endlich Abstand von allem zu gewinnen. 

Über dieses Thema  wollte ich schon früher schreiben aber ich war einfach noch nicht bereit dazu sowas so intimes zu veröffentlichen.
Der Beitrag ist für mich einer der schwersten gewesen. Es fällt einfach eine Fassade, die man sich mühevoll aufgebaut hat und man lässt tief in seine Gefühlswelt hinein blicken. 
Depressionen sind ein sehr schwieriges Thema, da jeder eine eigene Meinung dazu hat und es immer noch eine Krankheit ist, die nicht ernst genommen wird! 
Ich denke das Thema Depressionen sollte NIEMALS unterschätzt werden! 
Wenn ihr ähnliche Gedanken oder Gefühle habt, redet mit jemanden darüber. Ich habe echt lange gebraucht um mir das einzugestehen und ich bin mehr als froh, dass ich Hilfe bekommen habe.

Es ist alles machbar und ich hätte damals niemals an diese Lebensfreude und an diese Zufriedenheit geglaubt, welche ich heute wieder besitze!


Donnerstag, 25. Januar 2018

Das Leben in den Wechseljahren


Genau ein Jahr ist es mittlerweile schon her, dass ich meine Eierstöcke komplett rausbekommen habe und durch den Hormonverlust sofort in die künstlichen Wechseljahre gefallen bin. 


Ja es hat sich niemand verlesen, da steht 'Wechseljahre'!


Vor der OP haben meine Ärzte mir dringend davon abgeraten Dr Google zu fragen, was der Verlust der Eierstöcke für mich bedeuten würde. Aber so neugierig wie ich bin, war das erste was ich abends im Bett getan habe, Dr Google zu fragen. 'Leben ohne Eierstöcke' waren die Worte mit denen ich die Suchleiste füllte und dann kamen auch schon direkt mehrere Ergebnisse. 

Ich klickte auf drei Foren und las über depressive Frauen, welche diese Erfahrung als 'die Hölle' bezeichneten. Deren Ehen zerbrachen und dessen Leben nur noch Horror war. ...Okay ich schaute weiter aber die Erfahrungsberichte ähnelten sich alle sehr.

Mit dem letzten Funken Optimismus den ich noch hatte, setzte ich die Suche fort. Den Suchbegriff allerdings ergänzte ich mit den Worten 'positive Erfahrungen'. Es kam ein einziger Blog Eintrag von einem Mädel nicht sehr viel älter als ich. Sie sprach von anpassen und selber heraus finden wie man am besten damit umgeht. Und genau das hab ich mir dann auch vorgenommen. 


Warum ich davon jetzt erzähle, der Grund ist der: diese Stelle in meinem Leben hat mich dazu gebracht , alles öffentlich zu teilen. 

Man bekommt eine echt krasse Diagnose und wird nur noch mehr entmutigt, von Frauen die ihren Frust im Internet ablassen. 

Zum Glück sind die Menschen alle unterschiedlich und haben auch alle unterschiedliche Empfindungen. 


Ich fange erstmal mit einer Liste der Nebenwirkungen an, welche meistens auftreten und arbeite sie nach und nach ab.





Schwindel, Migräne und Übelkeit 


Über Schwindel Migräne und Übelkeit musste ich mich zum Glück davor schon nie groß beklagen. Direkt nach der OP war mir echt extrem schlecht und obwohl ich nie ein Problem mit dem Geruch von Rauch hatte, hätte ich mich bei dem Geruch direkt übergeben können. Kopfschmerzen und Übelkeit waren da eher die kleineren Übel allerdings hat sich das dann auch alles wieder komplett gelegt. 



Trockene Schleimhäute  & trockene Haut 


Gut wer meine 'Oma-Hände' kennt, der weis, dass ich einfach auch schon immer zu trockener Haut vor allem trockenen Händen geneigt habe, das eincremen nach dem Duschen gehört jetzt einfach mehr zur Routine.



Schweißausbrüche


Oh ja die habe ich, mal mehr und mal weniger. Manchmal steh ich bei uns im Laden und Wedel mit meinem Pullover bisschen Wind in den Ausschnitt. Wenn die Leute mich  dann anschauen kommentiere ich diese Handlung nur mit einem kurzen 'die Wechseljahre' und schmunzle. Die Leute lachen immer und denken es war ein kleiner Scherz. Also ihr seht, ich nehme es mit Humor :)



Stimmungsschwankungen


Die Stimmungsschwankungen... ein Thema mit dem viele Frauen vor allem auch unter Hormonzugabe zu kämpfen haben. Mädels ihr kennt das, ihr seid schlecht drauf und die Welt geht unter doch warum genau wisst ihr selber nicht. Genau so geht es mir manchmal auch.



Schlaflosigkeit 


Bei dem Thema wird bestimmt der/die Ein oder Andere schmunzeln. Denn wer mich kennt weis, dass ich auch mal den ganzen Tag verschlafen könnte. Eine Kleinigkeit hat sich allerdings doch geändert. Anstatt bis 13.00 Uhr kann ich mittlerweile nur noch bis 10.00 Uhr schlafen wenn ich mal den Luxus des schweigenden Weckers genießen darf.



Knochendichte und Muskelmasse nehmen ab


Who knows? Ehrlich gesagt kann ich zu dem Thema wenig sagen, ich hatte zwar vor der ganzen Geschichte 15 Kilo weniger auf den Rippen und durfte nach dem 4 wöchigen Krankenhausaufenthalt erstmal wieder meine Beinmuskeln so  trainieren, dass laufen wieder möglich ist. Das wars aber ganz ehrlich gesagt auch seit dem mit dem großen Muskeln trainieren. Das Abnehmen fällt mir seit dem schwerer, vielleicht liegt es aber auch einfach nur an meiner Leidenschaft zu essen, welche durch den geringeren Tagesbedarf an Kalorien nicht gerade vorteilhaft ist. 

Das mit der Knochendichte stimmt allerdings. Ich habe meine Hormonkur für 6 Wochen mal aufs Eis gelegt und mein Arzt hat mir geraten langsam wieder damit anzufangen sonst würde es sich negativ auf die Knochen auswirken...



Sinneswahrnehmung und Empfindungen (Depressionen)


Ich bin super sensibel geworden. Witze auf meine Kosten auf die ich früher noch eins drauf gelegt habe, werden mittlerweile eher weg gelächelt bzw. berühren sie mich  einfach viel mehr als damals. Früher konnte es für mich nie zu viel des Guten sein. Ich hatte immer gerne viele Menschen um mich rum, war gerne und immer unterwegs und eine laute Akustik war für mich auch nie ein Problem. Mittlerweile merke ich, dass ich mich gerne auch mal fein aus der Atmosphäre ziehe und einfach mal die Stille alleine auf dem Balkon oder sonst wo genieße. 

Ich merke, dass mir Abende zuhause auch mal gut tun und das ich am Wochenende doch  einen gemütlichen Abend mit Freunden vorziehe als immer On-Tour zu sein.

Ich beobachte mehr von außen und hinterfrage vieles, was sonst einfach hingenommen wurde. Alles in allem bin ich doch ruhiger geworden, was aber nicht heißt, dass man mich abends gar nicht mehr draußen sieht :)



Und zuletzt ...

Sexuelles Verlangen und die Lust lassen nach


Ehem ja, auch wenn das Thema ziemlich privat ist, möchte ich diesen Punkt trotzdem niemanden vorbehalten. Ich kann es nicht leugnen, dass sich da was verändert hat. Allerdings finde ich, ist das eher eine Einstellungssache bzw. ein Thema was generell viel über die Psyche geht. Wenn das Thema mal zur Sprache kommt, sage ich gerne den Satz 'es ist ein Fluch und ein Segen gleichzeitig'. Den Trieb bzw. die Lust die einen zu sexuellen Handlungen verleiten existieren bei mir vergleichsweise zu anderen nicht mehr in dem Ausmaß. Allerdings sind die Empfindungen dabei immer noch die selben. 





Ihr wisst nicht wie amüsant es ist, wenn man sich mit den Freundinnen von der eigenen Mama darüber austauschen kann und die Mutter nur neben dran steht und nicht mitreden kann. Genau so wie bei den Müttern der eigenen Freunde.  


Ich bin zwar jetzt mein Leben abhängig von Ersatzhormonen, welche mein Leben so normal wie möglich gestalten und sehr vielen Nebenwirkungen entgegen wirken. Aber es gibt eindeutig schlimmeres. 

Und falls jemanden dieser Eingriff bevorsteht, macht euch bitte nicht so viele Gedanken davor und lasst es einfach alles auf euch zu kommen.

Man kann sich auch viel einreden bzw auch schon mit einer negativen Einstellung ran gehen, doch ob es wirklich so negativ im Nachhinein ist, merkt man dann meistens gar nicht. 


Und an alle Mädels, Kopf hoch, so schlimm wird es nicht ;D







Donnerstag, 11. Mai 2017

Die Chemotherapie


Jeder kennt das Wort oder hat es irgendwo bestimmt schon mal gehört. Aber viele haben einfach keine Ahnung was sie sich darunter vorstellen können. Deshalb erkläre ich euch einfach mal zum Anfang was das Ganze ist & wie das Ganze abläuft.


Meine erste Chemotherapie-Sitzung


Um 06.30 Uhr hat mein Wecker geklingelt. Die Nacht war echt kurz weil ich doch viel aufgeregter war, als ich eigentlich zu geben wollte. Und obwohl ich nur wenig geschlafen habe, war ich sofort wach. Nachdem ich mich fertig gemacht & mir bequeme Kleidung angezogen habe, hat mir meine Mama eine Tasche voller Essen und Trinken in die Hand gedrückt. Und dann kam auch schon bald das Taxi.


Die Fahrt zum Klinikum kam mir vor wie eine Ewigkeit doch der Taxifahrer war super nett und durch unsere Gespräche war ich doch ein bisschen abgelenkt.

Vor dem Klinikum wartete schon eine gute Freundin namens Anna, die mich bei diesem Schritt begleitet und Händchen hielt. 


Als wir vor der onkologischen Tagesklinik ankamen, war die Tür zur Anmeldung noch geschlossen. Ausser uns zwei standen schon gefühlt 4-5 Frauen, welche fröhlich mit einander plauderten, als ob sie gerade an der Kasse im Supermarkt anstehen würden. An der Anmeldung gab ich meine Überweisung ab und wir wurden gebeten im Wartezimmer gegenüber noch Platz zu nehmen. Im Wartezimmer schaute ich mir die anderen Frauen nochmal genauer an. Sie tauschten sich über ihren letzten Wochen aus und wie es Ihnen ergangen ist. Sie waren so verschieden doch trotzdem teilten sie alle das gleiche Schicksal. 3  trugen eine Perücke, das habe ich beim genaueren Betrachten doch erst erkannt. Wäre der Ort der Begegnung ein schönerer gewesen, wäre mir dies bestimmt auch nicht aufgefallen. Eine Andere hatte eine Mütze auf, eine Weitere ein trug ein um den Kopf gewickeltes Tuch. 

Zwar habe ich mit Ihnen kein Wort gewechselt trotzdem gaben sie mir das Gefühl nicht alleine zu sein.


Nach und nach wurden wir aufgerufen. Es ging in einen kleinen Raum, in dem ein Stuhl stand. Eine total nette Frau stellte sich als Kerstin vor. Ich setzte mich auf den Stuhl und mir wurde der Port angestochen. Blut abgenommen musste mir nicht mehr werden, da ich paar Tage davor schon beim Blutabnehmen war & alle Werte gestimmt haben.

Kerstin bat mir das Einzelzimmer an, damit Anna und ich ungestört sein können. Und schwups gings auch schon ein Stockwerk weiter hoch in das VIP-Einzelzimmer.

Ihr könnt euch den Raum so vorstellen. 

Schätzungsweise 8 Quadratmeter, ein grosses Fenster auf der linken Seite und einem total bequemen blauen Therapiestuhl in der Mitte. 


Ich machte es mir bequem, Anna an meiner linken Seite, auf einen nicht ganz so bequemen 0815-Stuhl. Wir mussten nicht lange warten  dann kam Kerstin mit einem Tablett auf dem 3 Spritzen lagen. 

Sie erklärte mir, dass der Inhalt vergleichbar mit Fenestil ist und sich wie ein Vodkashot anfühlt. 1...2...3... wurde der Inhalt in dem Schlauch an meinem Port gespritzt. Und ja Kerstin hat nicht gelogen, bisschen angetrunken fühlte ich mich dann schon. Aber das ließ dann doch schneller  als 3 Vodkashots nach und ich war eigentlich ganz froh drum.

Als nächstes wurden mir 100 ml Cortison angehängt, welches gegen die Nebenwirkungen der Chemo wirken soll.




So es ging los, der erste Wirkstoff (Carboplatin) wurde angeschlossen und lief um die 60 Minuten in meinen Port rein.

Gemerkt habe ich kaum was, zwar wurde ich durch das Cortison bisschen müde, war aber glaube ich zu aufgeregt, um die Müdigkeit wirklich zuzulassen.

Das Cabo lief super durch, als es fertig war, hing mir Kerstin den 2. und letzten Wirkstoff dran, es war Taxol. 

Es lief keine 5 Minuten und mein Kopf glühte, mein Atem wurde panischer und die Luft die ich bekam viel weniger. Es drehte sich alles um mich herum und die Realität entfernte sich auch immer mehr. Anna drückte sofort den Schwestern-Ruf-Knopf und Kerstin stoppte sofort die Zufuhr. Ganz Realitätsfern bekam ich nur verschwommen mit, dass der ''Chemoarzt'' ins Zimmer kam und mir erklärte, dass das für heute wenig Sinn ergab & sie die Sitzung hier erstmal beenden wollen.


 


Es dauerte einen Augenblick, dass ich wieder zu mir kam und meinen Körper wieder unter Kontrolle hatte. Zwigespalten zwischen der Erleichterung, dass ich wieder Herrscher über meiner Selbst war und der Enttäuschung, dass wir die Sitzung nicht beenden konnten gingen wir an die frische Luft und suchten noch den Sozialdienst auf...


Meine Mama holte mich dann ab und zuhause war ich dann doch erschöpft und schlief erstmal ein. Später kam Luisa ( eine ebenfalls sehr gute Freundin) zu mir und begleitete mich durch den Tag. Abends schaute ich mit den Mädels GNTM aber wo genau, weis ich leider nicht mehr so genau, das Chemohirn, auch eine sehr umstrittene Nebenwirkung, über welche es viele Geschichten gibt, es dennoch von Experten sehr angezweifelt & für einen Mythos gehalten wird.


Mein Fazit zu der ersten Chemotherapie-Sitzung und über die Zeit danach


Ausser Müdigkeit und ein Gefühl von Kraftlosigkeit konnte ich mich danach direkt nicht beschweren. Bei Anstrengungen wurde es um einiges auffälliger, dass mein Körper innerlich zu kämpfen hat. Egal ob es das Tragen von schweren Taschen oder die Anstrengung beim Treppen laufen war, oder im besten Fall beides,blöd wenn der Klassenraum sich im 3. Stock der Schule sich befindet, die Nebeneffekte waren da, das Gefühl von der Taxol-Zufuhr kam zurück, nicht so ausgeprägt, dennoch ein bisschen. Das Einzige was dann angesagt war, war ins Auto zu steigen und sich nach Hause fahren zu lassen, wo das Bett auch schon auf eine Ruhepause wartete.


Allerdings kann ich mich nicht beschweren, da ich denke, dass es viele Menschen noch schlimmer trifft und ich eigentlich froh über diese überschaubare Menge der Nebeneffekte und ihrer Auswirkung haben kann.  Meine Mottos: 

Schlimmer geht immer. Augen zu und durch. Versucht das Beste draus zu machen! ❤️

Wie immer stehe ich für Fragen immer zur Verfügung. ❤️❤️❤️ 


Fortsetzung folgt...

Samstag, 25. Februar 2017

Mal wieder was Neues!

So ! Nachdem so so so viele mitgefiebert haben und immer noch mitfiebern dachte ich, ich lasse mal wieder etwas von mir hören! 

Nachdem die erste OP doch nicht ganz so reibungslos gelaufen ist, wie sich im Nachhinein fest gestellt hat & die zweite Op nun auch fast zwei Wochen her ist, bin ich nach 4 Wochen Krankenhaus, seit dieser Woche Montag, endlich wieder zuhause.

Kurz vor der ersten OP musste ich nochmal zum PET-CT, eine Untersuchung, die Sicherheit geben sollte, dass wirklich nur das Bauchnetz und ein Teil des Eierstocks (zum einfrieren für spätere Familienplanung) entfernt werden. 

Da das PET-CT mehr aufleuchten ließ, als meinem Arzt und mir Recht war, wurden nicht nur Bauchnetz und der ganze Eierstock, sondern auch die restlichen Eileiter, die Galle, der Blinddarm und 15 Lympknoten entfernt. (Ja es hört sich viel an, aber das Leben ohne die ganzen Organe ist tatsächlich möglich. Ich bin der lebende Beweis dafür 🙂 )

Als ich eine Woche nach der 1. Operation entlassen wurde und endlich froh war zuhause zu sein, ist das Fieber rasant gestiegen & weder Wadenwickel noch unzählige Liter Wasser trinken haben geholfen! 
Die Folge: 2 Tage später wieder ins Krankenhaus. 
Während mir Antibiotika, Flasche für Flasche, in meine Blutbahnen geleitet wurde, wurden erneut viele Untersuchungen gemacht, um heraus zu finden, woher das Fieber kommt.  
Nachdem festgestellt wurde, das sich mindestens ein Abszess gebildet hat, stand auch schon der Termin für Operation Nr 2. 
Das es nicht nur ein Abszess war, sondern gleich mehrere wurde erst in der Op festgestellt und sie wurden alle entfernt. 
Das Fieber ist dann endlich gesunken, ging aber erst durch die letze Umstellung des Antibiotikas komplett weg. Die Entzündungswerte sanken immer mehr doch aus Sicherheitsgründen und zur Beobachtung durfte ich das Klinikum noch paar Tage mit meiner Anwesenheit beglücken. 


Was ich aber sagen wollte:
4 Wochen Krankenhaus sind echt eine Tortur und eine Achterbahn von Gefühlsausbrüchen. Das kann man nicht schön reden aber was mir wirklich aufgefallen ist, sind die kleinen Dinge, welche einen glücklich machen! 
Egal ob es ein kleiner Ausflug im Rollstuhl zu dem kleinen sonnigen Plätzchen im Hof ist oder zu merken, dass die körperliche Einschränkungen immer weniger werden, mich hat jeder kleine Schritt und jede kleine Geste, jedes Lächeln was mir entgegen kam so viel Freude bereitet, das mir teilweise echt vor Glück die Tränen gelaufen sind.

Es sind so viele Kleinigkeiten, welche wir für selbstverständlich halten, die aber alles andere als selbstverständlich sind. 

Ich konnte es kaum abwarten,  endlich mal wieder mit meinem Freund ins Kino zu gehen, mit meinen Freundinnen einen Kaffee zu trinken oder mich einfach wieder unbeschwert zu bewegen, zu tanzen & vor allem ohne Schmerzen im Bauch zu Lachen. 

Wir sollten mehr genießen und froh sein darüber, was wir haben, anstatt unsere täglichen Gedanken an die negativen Dinge im Leben zu verschwenden. Wir sollten leben und machen, was wir schon immer machen wollten & wir sollten dankbarerer sein, dankbarerer für die schönen und einfachen Dinge im Leben, welche uns täglich begleiten wir sie aber einfach nicht wahrnehmen ! 


Jetzt habe ich erstmal knapp 3 Wochen Zeit mich zu erholen & dann geht es schon mit der Chemo los. Ich bin mehr als optimistisch, dass, egal was noch kommen mag, es zu schaffen ist & selbst wenn man mal den Mut verliert, gibt es immer diese besonderen Menschen im Leben, welche einen wieder Mut machen und einen daran erinnern, wie stark man eigentlich ist.


An der Stelle möchte ich mich auch ganz herzlich bei meinem Arzt, seinem Ärzteteam & vor allem seinem Team von der Station 16 bedanken, welches mir den Krankenhaus-Aufenthalt nicht nur erträglich sondern auch angenehm gestaltet hat. 


Ganz liebe Grüße

Eure Jana

Freitag, 30. Dezember 2016

Ein Thema, was mir am Herzen liegt

Hallo, ich habe ein ernstes Thema auf dem Herzen, was ich gerne öffentlich ansprechen würde. Es geht um das Thema Krebs. 


Viele Menschen die mich schon länger kennen, wissen, dass Krebs schon seit 2010 ein großes Thema in meinem Leben ist. 

Damals hatte ich einen Ovaltumor am linken Eierstock, bösartig. Er wurde damals komplett entfernt & mit dem Tumor auch der linker Eierstock. Eine Nachbehandlung war damals nicht nötig. 5 Jahre regelmäßige Nachkontrollen wiesen auf ein glückliches Ende und ein Abschluss des Themas auf.  

(Nach 5 Jahren ohne Auffälligkeiten gilt man als geheilt & gesunder Mensch.)


Ende August 2016 sind mehrere Symptome aufgetreten, welche mich stutzig gemacht haben. Als ich das längere Zeit beobachtet habe, bin ich zu meinem Gynäkologen gegangen und habe mich untersuchen lassen. Der erhöhte Inhibin B-Wert, welcher durch den Bluttest festgestellt wurde, beunruhigte meinen Gynäkologen & er überwies mich zum Chefarzt der Frauenklinik im Klinikum Darmstadt. 

Von dem Zeitpunkt aus, hatte ich viele Arzttermine bei einem Onkologen, Gynäkologen, war im MRT und bei der Tomographie. 

Nach gefühlten 5 Litern Blut, welches ich für Tests opfern musste, und mehreren Ultraschallbildern, welche mich immer noch nicht wirklich aufklärten, brachte das MRT endlich Licht ins Dunkle. 

Tumor am rechten Eierstock. 


Welche Art und was für eine Aggression er hatte, stand damals noch nicht fest.  

Aber ich wusste eins : ich hatte wieder Tumor. 

(Mittlerweile war es November)

Nach unzähligen Arztterminen und dann einer erstmal endgültigen OP, war das Thema erstmal wieder ruhig gelegt. Von zwei Eierstöcken die jede Frau hat, blieb mir nun nur noch 1/3 eines Einzigen. Zur zukünftigen Familienplanung reicht dieses Stück aber noch vollkommen, wenn nicht wieder was passieren sollte.

Geheilt. 

Bei den Nachuntersuchungen wurden die Ärzte unruhig, da die Art des, ziemlich aggressiven & wieder bösartigen Tumors, wie sich bei der OP raus stellte, so selten ist, dass niemand sagen konnte , ob er rezessiv (wiederkommend) ist oder nicht. 

Während sich viele viele Ärzte mit dem Tumor beschäftigten, war ich Fragen ausgesetzt, über welche ich mir noch nie Gedanken gemacht habe.


-Möchtest du später mal Kinder haben? 

-Was ist, wenn es irgendwann nicht mehr klappen sollte?

-Wenn du die Wahl hättest, entweder jetzt Mutter zu werden oder eventuell nie wieder, wie würdest du dich entscheiden? 


Eigentlich wollte ich mich mit diesem Thema frühestens erst in 5 Jahren beschäftigen. Nun ja, das Leben verläuft nicht immer so, wie man es plant.

Letztendlich hat sich die Frage für diesem Moment eh erledigt, da die Ärzte etwas anderes für mich vorgesehen haben.


Ich war im Klinikum Darmstadt, ich war in der Klinik in Heidelberg & auch nach Essen bin ich gefahren. Doch jeder Profi-Arzt in dem Gebiet war überfragt und ratlos, was für Eigenschaften der Tumor hat & was für Folgen durch ihn auf mich noch zukommen werden. Ein Phänomen, welches jeden Arzt in Ratlosigkeit bringt. 

Jeder Arzt sagt etwas anderes & nach jedem Termin wurde mir ein neuer Ratschlag gegeben. Doch ich als Mensch, der sich davor noch nie mit dem Thema Krebs & Tumore beschäftigt hat, konnte am wenigsten dazu sagen. Das wichtigste war Vertrauen. Und das tat & tue ich. Ich habe echt super Ärzte um mich herum, welche mich nicht nur als "Tumorpatient" sondern auch als Mensch wahrnehmen und denen meine uneingeschränkte Zukunft echt am Herzen liegt. 


Mein Arzt empfiehlt eine zweite Op, welche im Januar erfolgen soll, danach mache ich eine "Medikamentöse Therapie" (wie mein Gynäkologe sagte)

Das Wort "Chemotherapie" brachte er nicht über die Lippen ohne feuchte Augen zu bekommen. 


Mir steht jetzt ein halbes Jahr Chemo bevor. Das klingt jetzt erstmal hart aber ich denke, das werde ich schon hinbekommen :)

Eigentlich wollte ich nicht so viel über mich erzählen sondern Menschen, die dem Thema noch nicht so vertraut sind, ein bisschen aufklären und Menschen, denen eventuell das Gleiche oder etwas Ähnliches bevorsteht Mut schenken.




Krebs bedeutet nicht gleich Tod. Ich möchte das Thema nicht verharmlosen, doch ein bisschen die Angst  nehmen vor der unbekannten Krankheit, welche schon vielen Menschen das Leben gekostet hat.  


Es gibt über 1000 Verschiedenen Arten, welche alle anders behandelt werden können. Nicht jeder, der einen bösartigen Tumor hat, muss gleich eine Chemotherapie machen. Bei vielen Tumoren bestehen schon Jahre lange Erfahrungsberichte & somit sind den Ärzten ihre Eigenschaften bekannt. 

Bei vielen Tumoren ist es mit einer einfachen Operation und Entfernung getan. Abgekapselte lassen sich ohne Probleme komplett rausnehmen ohne das umliegendes Gewebe angegriffen wird. 

Wenn der Krebs streuen sollte gibt es immer noch unzählige  Möglichkeiten, dass er komplett entfernt werden kann. 

Es ist nicht immer leicht aber möglich.


Wichtig ist nur, sich selbst nicht aufzugeben!

Je stärker du damit umgehst und je stärker du dir selbst vertraust, desto weniger kann die Krankheit dich schwächen & dein Körper kann deine Stärke und positive Energie für den Kampf gegen die Krankheit gut gebrauchen. 

Klar ist es eine blöde Situation und keine schöne Diagnose aber ich betrachte es eher als "Lebensabschnitt" durch den man einfach durch muss. Es geht vorbei und danach kommen wieder schöne Zeiten. 

Es bringt nichts, zu hinterfragen "wieso ich? ", "womit habe ich das verdient?" 

Das sind Fragen, die einem Niemand beantworten kann & welche dich nur unglücklich machen ! 

Es hat bestimmt irgendeinen Grund, aber welchen werden wir nie erfahren. 

Man sollte immer die positiven Seiten sehen und ja, die gibt es sogar in dieser Situation! 

  • man schätzt das Leben mehr & man lebt dadurch intensiver!
  • man merkt, was wahre Freunde sind & wer dich durch die schwere Zeit begleitet!
  • man beschäftigt sich automatisch mehr mit schöneren Dingen & lässt die negativen Erfahrungen einfach hinter sich.
  • man macht sich wichtige Gedanken, über welche man sonst eventuell nie nachgedacht hätte.
  • man merkt, wie unnötig das ein oder andere war, über das man sich aufgeregt hat.


Im Grossen und Ganzen lösen sich viele davor noch große und belastende Probleme in Luft auf & man vertraut mehr den schönen Momenten im Leben, welche man auch viel intensiver wahrnimmt! 


Ich hoffe, ich konnte euch bisschen näher an das Thema ranführen und habe dem ein oder anderen ein bisschen von der Kraft geben können, die er selber braucht.

Wenn jemanden was auf dem Herzen liegt und/oder Fragen aufgetreten sind, stehe ich gerne jederzeit zur Verfügung. Ihr könnt mir einfach in Facebook über meinem Profil schreiben ! :)


Eure Jana