Donnerstag, 11. Mai 2017

Die Chemotherapie


Jeder kennt das Wort oder hat es irgendwo bestimmt schon mal gehört. Aber viele haben einfach keine Ahnung was sie sich darunter vorstellen können. Deshalb erkläre ich euch einfach mal zum Anfang was das Ganze ist & wie das Ganze abläuft.


Meine erste Chemotherapie-Sitzung


Um 06.30 Uhr hat mein Wecker geklingelt. Die Nacht war echt kurz weil ich doch viel aufgeregter war, als ich eigentlich zu geben wollte. Und obwohl ich nur wenig geschlafen habe, war ich sofort wach. Nachdem ich mich fertig gemacht & mir bequeme Kleidung angezogen habe, hat mir meine Mama eine Tasche voller Essen und Trinken in die Hand gedrückt. Und dann kam auch schon bald das Taxi.


Die Fahrt zum Klinikum kam mir vor wie eine Ewigkeit doch der Taxifahrer war super nett und durch unsere Gespräche war ich doch ein bisschen abgelenkt.

Vor dem Klinikum wartete schon eine gute Freundin namens Anna, die mich bei diesem Schritt begleitet und Händchen hielt. 


Als wir vor der onkologischen Tagesklinik ankamen, war die Tür zur Anmeldung noch geschlossen. Ausser uns zwei standen schon gefühlt 4-5 Frauen, welche fröhlich mit einander plauderten, als ob sie gerade an der Kasse im Supermarkt anstehen würden. An der Anmeldung gab ich meine Überweisung ab und wir wurden gebeten im Wartezimmer gegenüber noch Platz zu nehmen. Im Wartezimmer schaute ich mir die anderen Frauen nochmal genauer an. Sie tauschten sich über ihren letzten Wochen aus und wie es Ihnen ergangen ist. Sie waren so verschieden doch trotzdem teilten sie alle das gleiche Schicksal. 3  trugen eine Perücke, das habe ich beim genaueren Betrachten doch erst erkannt. Wäre der Ort der Begegnung ein schönerer gewesen, wäre mir dies bestimmt auch nicht aufgefallen. Eine Andere hatte eine Mütze auf, eine Weitere ein trug ein um den Kopf gewickeltes Tuch. 

Zwar habe ich mit Ihnen kein Wort gewechselt trotzdem gaben sie mir das Gefühl nicht alleine zu sein.


Nach und nach wurden wir aufgerufen. Es ging in einen kleinen Raum, in dem ein Stuhl stand. Eine total nette Frau stellte sich als Kerstin vor. Ich setzte mich auf den Stuhl und mir wurde der Port angestochen. Blut abgenommen musste mir nicht mehr werden, da ich paar Tage davor schon beim Blutabnehmen war & alle Werte gestimmt haben.

Kerstin bat mir das Einzelzimmer an, damit Anna und ich ungestört sein können. Und schwups gings auch schon ein Stockwerk weiter hoch in das VIP-Einzelzimmer.

Ihr könnt euch den Raum so vorstellen. 

Schätzungsweise 8 Quadratmeter, ein grosses Fenster auf der linken Seite und einem total bequemen blauen Therapiestuhl in der Mitte. 


Ich machte es mir bequem, Anna an meiner linken Seite, auf einen nicht ganz so bequemen 0815-Stuhl. Wir mussten nicht lange warten  dann kam Kerstin mit einem Tablett auf dem 3 Spritzen lagen. 

Sie erklärte mir, dass der Inhalt vergleichbar mit Fenestil ist und sich wie ein Vodkashot anfühlt. 1...2...3... wurde der Inhalt in dem Schlauch an meinem Port gespritzt. Und ja Kerstin hat nicht gelogen, bisschen angetrunken fühlte ich mich dann schon. Aber das ließ dann doch schneller  als 3 Vodkashots nach und ich war eigentlich ganz froh drum.

Als nächstes wurden mir 100 ml Cortison angehängt, welches gegen die Nebenwirkungen der Chemo wirken soll.




So es ging los, der erste Wirkstoff (Carboplatin) wurde angeschlossen und lief um die 60 Minuten in meinen Port rein.

Gemerkt habe ich kaum was, zwar wurde ich durch das Cortison bisschen müde, war aber glaube ich zu aufgeregt, um die Müdigkeit wirklich zuzulassen.

Das Cabo lief super durch, als es fertig war, hing mir Kerstin den 2. und letzten Wirkstoff dran, es war Taxol. 

Es lief keine 5 Minuten und mein Kopf glühte, mein Atem wurde panischer und die Luft die ich bekam viel weniger. Es drehte sich alles um mich herum und die Realität entfernte sich auch immer mehr. Anna drückte sofort den Schwestern-Ruf-Knopf und Kerstin stoppte sofort die Zufuhr. Ganz Realitätsfern bekam ich nur verschwommen mit, dass der ''Chemoarzt'' ins Zimmer kam und mir erklärte, dass das für heute wenig Sinn ergab & sie die Sitzung hier erstmal beenden wollen.


 


Es dauerte einen Augenblick, dass ich wieder zu mir kam und meinen Körper wieder unter Kontrolle hatte. Zwigespalten zwischen der Erleichterung, dass ich wieder Herrscher über meiner Selbst war und der Enttäuschung, dass wir die Sitzung nicht beenden konnten gingen wir an die frische Luft und suchten noch den Sozialdienst auf...


Meine Mama holte mich dann ab und zuhause war ich dann doch erschöpft und schlief erstmal ein. Später kam Luisa ( eine ebenfalls sehr gute Freundin) zu mir und begleitete mich durch den Tag. Abends schaute ich mit den Mädels GNTM aber wo genau, weis ich leider nicht mehr so genau, das Chemohirn, auch eine sehr umstrittene Nebenwirkung, über welche es viele Geschichten gibt, es dennoch von Experten sehr angezweifelt & für einen Mythos gehalten wird.


Mein Fazit zu der ersten Chemotherapie-Sitzung und über die Zeit danach


Ausser Müdigkeit und ein Gefühl von Kraftlosigkeit konnte ich mich danach direkt nicht beschweren. Bei Anstrengungen wurde es um einiges auffälliger, dass mein Körper innerlich zu kämpfen hat. Egal ob es das Tragen von schweren Taschen oder die Anstrengung beim Treppen laufen war, oder im besten Fall beides,blöd wenn der Klassenraum sich im 3. Stock der Schule sich befindet, die Nebeneffekte waren da, das Gefühl von der Taxol-Zufuhr kam zurück, nicht so ausgeprägt, dennoch ein bisschen. Das Einzige was dann angesagt war, war ins Auto zu steigen und sich nach Hause fahren zu lassen, wo das Bett auch schon auf eine Ruhepause wartete.


Allerdings kann ich mich nicht beschweren, da ich denke, dass es viele Menschen noch schlimmer trifft und ich eigentlich froh über diese überschaubare Menge der Nebeneffekte und ihrer Auswirkung haben kann.  Meine Mottos: 

Schlimmer geht immer. Augen zu und durch. Versucht das Beste draus zu machen! ❤️

Wie immer stehe ich für Fragen immer zur Verfügung. ❤️❤️❤️ 


Fortsetzung folgt...

Samstag, 25. Februar 2017

Mal wieder was Neues!

So ! Nachdem so so so viele mitgefiebert haben und immer noch mitfiebern dachte ich, ich lasse mal wieder etwas von mir hören! 

Nachdem die erste OP doch nicht ganz so reibungslos gelaufen ist, wie sich im Nachhinein fest gestellt hat & die zweite Op nun auch fast zwei Wochen her ist, bin ich nach 4 Wochen Krankenhaus, seit dieser Woche Montag, endlich wieder zuhause.

Kurz vor der ersten OP musste ich nochmal zum PET-CT, eine Untersuchung, die Sicherheit geben sollte, dass wirklich nur das Bauchnetz und ein Teil des Eierstocks (zum einfrieren für spätere Familienplanung) entfernt werden. 

Da das PET-CT mehr aufleuchten ließ, als meinem Arzt und mir Recht war, wurden nicht nur Bauchnetz und der ganze Eierstock, sondern auch die restlichen Eileiter, die Galle, der Blinddarm und 15 Lympknoten entfernt. (Ja es hört sich viel an, aber das Leben ohne die ganzen Organe ist tatsächlich möglich. Ich bin der lebende Beweis dafür 🙂 )

Als ich eine Woche nach der 1. Operation entlassen wurde und endlich froh war zuhause zu sein, ist das Fieber rasant gestiegen & weder Wadenwickel noch unzählige Liter Wasser trinken haben geholfen! 
Die Folge: 2 Tage später wieder ins Krankenhaus. 
Während mir Antibiotika, Flasche für Flasche, in meine Blutbahnen geleitet wurde, wurden erneut viele Untersuchungen gemacht, um heraus zu finden, woher das Fieber kommt.  
Nachdem festgestellt wurde, das sich mindestens ein Abszess gebildet hat, stand auch schon der Termin für Operation Nr 2. 
Das es nicht nur ein Abszess war, sondern gleich mehrere wurde erst in der Op festgestellt und sie wurden alle entfernt. 
Das Fieber ist dann endlich gesunken, ging aber erst durch die letze Umstellung des Antibiotikas komplett weg. Die Entzündungswerte sanken immer mehr doch aus Sicherheitsgründen und zur Beobachtung durfte ich das Klinikum noch paar Tage mit meiner Anwesenheit beglücken. 


Was ich aber sagen wollte:
4 Wochen Krankenhaus sind echt eine Tortur und eine Achterbahn von Gefühlsausbrüchen. Das kann man nicht schön reden aber was mir wirklich aufgefallen ist, sind die kleinen Dinge, welche einen glücklich machen! 
Egal ob es ein kleiner Ausflug im Rollstuhl zu dem kleinen sonnigen Plätzchen im Hof ist oder zu merken, dass die körperliche Einschränkungen immer weniger werden, mich hat jeder kleine Schritt und jede kleine Geste, jedes Lächeln was mir entgegen kam so viel Freude bereitet, das mir teilweise echt vor Glück die Tränen gelaufen sind.

Es sind so viele Kleinigkeiten, welche wir für selbstverständlich halten, die aber alles andere als selbstverständlich sind. 

Ich konnte es kaum abwarten,  endlich mal wieder mit meinem Freund ins Kino zu gehen, mit meinen Freundinnen einen Kaffee zu trinken oder mich einfach wieder unbeschwert zu bewegen, zu tanzen & vor allem ohne Schmerzen im Bauch zu Lachen. 

Wir sollten mehr genießen und froh sein darüber, was wir haben, anstatt unsere täglichen Gedanken an die negativen Dinge im Leben zu verschwenden. Wir sollten leben und machen, was wir schon immer machen wollten & wir sollten dankbarerer sein, dankbarerer für die schönen und einfachen Dinge im Leben, welche uns täglich begleiten wir sie aber einfach nicht wahrnehmen ! 


Jetzt habe ich erstmal knapp 3 Wochen Zeit mich zu erholen & dann geht es schon mit der Chemo los. Ich bin mehr als optimistisch, dass, egal was noch kommen mag, es zu schaffen ist & selbst wenn man mal den Mut verliert, gibt es immer diese besonderen Menschen im Leben, welche einen wieder Mut machen und einen daran erinnern, wie stark man eigentlich ist.


An der Stelle möchte ich mich auch ganz herzlich bei meinem Arzt, seinem Ärzteteam & vor allem seinem Team von der Station 16 bedanken, welches mir den Krankenhaus-Aufenthalt nicht nur erträglich sondern auch angenehm gestaltet hat. 


Ganz liebe Grüße

Eure Jana